25 Jahre Wiederbelebung der Privilegierten Schützengilde zu Cöthen von 1443 e.V.
Über 600 Jahre Schützentradition in Köthen (Anhalt)
Von Rüdiger Reinhard Rochlitzer, Ehrenjunker
14. November 1991:
Auf Anregung von SB Uwe Stößel, späterer erster Vorsitzender und erster Schützenkönig, trafen sich, ähnlich wie im Jahre 1723, einige am Schießsport interessierte Köthener um den Köthener Schützenverein 1723 e. V. zu gründen.
Die Sichtung historischer Unterlagen durch SB Hans-Jörg Schulz im Stadtarchiv Köthen führte per Beschluss der Mitgliederversammlung vom 10.07.1993 zur Umwandlung in die Privilegierte Schützengilde zu Cöthen von 1443 e.V.
Das neue Vereinswappen:
Wappenschild: schwarz-silber geschacht (kariert): die Askanier; Wappen von Köthen; Topfhelm mit Helmzier: erste bildliche Darstellung der "Herren von Köthen" auf einem
Siegel; "halbiertes" Feld: die geteilte Herrschaft von Sachsen (Schwarz und Gold geteiltes Feld mit grünem Rautenkranz) und Preußen (roter Adler); Die Wappenhalter sind
entlehnt aus dem Thronwappen im Köthener Spiegelsaal: Albrecht der Bär und der sächsische Löwe.
Beschreibung des Wappens: SB Uwe Stößel
Die Ursprünge des Köthener Schützenwesens:
1115: Der Askanier Otto von Ballenstedt besiegt plündernde Slawen bei Cothen.
1296: Graf Albrecht I. residiert „auf der alten Burg in Köthen“.
1313: Köthen wird „Civitas“ - eine ummauerte Stadt mit eigenen Rechten wie dem ihrer
Verteidigung.
1400: Belagerung durch den Erzbischof von Magdeburg: eingemauerte Steinkugel in der St.
Jakobskirche
1389 oder
1396: Erste direkte Hinweise auf Schützen in Köthen (Quelle z.B. 510-Jahr-Feier
von 1906).
1421: Erwähnung einer „Mobilmachung“: Köthener Schützen besetzen die Mauern der Stadt.
1443: Eine Rechnung für Pulver, Blei und Bier für die Beköstigung der „sagitarii“ (Schützen)
belegt die Ausrüstung mit Feuerwaffen wie Faustrohren.
1484: Johann Eldiste wird erster Schützenmeister der Stadt.
1618: Im Zuge des 30-jährigen Krieges verstärken geworbene Musketiere und Pikeniere die
Verteidigung der Stadt als Vorläufer ständigen Militärs. Die militärische Funktion der
Schützengilde schwindet.
1723: Fürst Leopold von Anhalt- Köthen übereignet den Schützen nach dem 1719 durch
Errichtung des Barockviertels weggefallenen Platzes vor den Mauern der Stadt (an
der jetzigen Wallstraße) ein Grundstück am Bärteich. Zusätzlich erteilt er per Dekret
das Recht des Ausschankes von Zerbster Bitterbier als einzigem ausländischem Bier
im Fürstentum Anhalt- Köthen, um das Schützenwesen finanziell wieder auf gesunde
Beine zu stellen. Nach dem Weggang von Johann Sebastian Bach aus Köthen besinnt
sich Fürst Leopold auf sein zweitliebstes Hobby – das Schießen.
1724 Leopold wird (laut zugänglichen Unterlagen) erster Schützenkönig von Köthen.
1848: Letzte militärische Mobilisierung der Schützengilde zur Sicherung der Stadt nach
dem Abmarsch des Regimentes Anhalt zum Krieg in Richtung Dänemark.
1879: Errichtung des Kriegerdenkmals auf dem Marktplatz als Erinnerungssäule an die
gefallenen Köthener im Krieg von 1870 auf Initiative und mittels Sammlung der
Köthener Schützen, Turner und Feuerwehrleute.
1947 auf sowjetischen Befehl geschleift, errichtet die Katholische Kirche St. Maria
2015 aus den auf ihrem Gelände eingelagerten Teilen (Sockel und Säule) an der Nordseite
der Kirche eine Marienstatue.
1895: Beschluss der Generalversammlung der Schützengesellschaft nach diversen Unfällen
den Schützenplatz vom Bärteich auf den Geuzer Anger zu verlegen.
Nutzung des neuen Schützenhauses während beider Weltkriege als Lazarett.
1945/46: Verbot der Schützengilde und Befehl des sowjetischen Stadtkommandanten zur
Enteignung durch die Stadt Köthen.
Der Gaststättenbetrieb wird wegen Einsturzgefahr des Bodens durch die Lagerung
von Heringsfässern der inzwischen dort ansässigen Fa. Fisch-Bienert aufgegeben.
1992-96: Bemühungen um die Rückgabe des Schützenplatzes scheitern trotz Intervention des
Deutschen Schützenbundes. Mittels einer Mitgliederumlage von jeweils 1000,00 DM
wird der KK-Schießstand „Baggerkiete“ von der Stadt erworben. Ausbau des 25- und
50m-Standes für Großkaliberwaffen mit Duellanlage unter Präsident Hans-Günther
Lenk.
1994: Die Schützengilde weiht anlässlich ihres 3.Schützenfestes ihre neue Fahne.
1994: Zum Leopoldsfest der Stadt Köthen führt die Schützengilde in der Ruine der Reithalle des
Schloss mit einer Armbrust das erste Adlerschießen nach der Wende durch.
1995: Einweihung der Geschäftsstelle der Schützengilde in der Friedhofstraße.
Gründung des Kreisschützenverbandes auf Initiative der Schützengilde. Die Geschäftsstelle
war in der ersten Zeit auch Sitz des Kreisverbandes.
1996: Ausrichtung eines für alle Teilnehmer unvergesslichen Landesschützentages durch die
Schützengilde.
1996: Präsident Erhard Brunke stoppt das Projekt Schützenhaus „Brecht-Club“ wegen ausufernder
Kosten.
1997: Teilnahme am Deutschen Schützentag in Magdeburg.
Gemeinsame Anreise mit der SGi Aken per Motorschiff „Klabautermann“ auf der Elbe.
1997: Bau des Flintenstandes unter Federführung von Oberschützenmeister Günther Metzka
mit Unterstützung der Kreisjägerschaft Köthen.
2000: Einweihung des unter Präsident Peter Riedmann errichteten Schützenhauses mit dem
„Martin-Adam-Saal“, einem Raum mit Luftgewehrstand sowie überdachten Schützenständen
und Abstellhalle.
2001: Die neue, unter Leitung von Oberschützenmeister Horst Rausch errichtete, 100m-
Bahn wird eingeweiht.
2005: Fertigstellung des mit Hilfe der Kreisjägerschaft errichteten Keilerstandes.
2010: Präsident Bernhard Reichel weiht den zum Miniparcours erweiterten Flintenstand ein.
2015: Sachsen-Anhalt-Tag im 900-jährigen Köthen - die Privilegierte Schützengilde
beteiligt sich mit einem eigenen Adlerschießstand. Teilnahme am Festumzug mit
Unterstützung von Schützenbrüdern aus Gutenberg, Gerbitz und Raguhn sowie den
Landesschützenkönigen.
2016 : Feier zum 25-jährigen Jubiläum der Wiedergründung der Privilegierten Schützengilde zu Cöthen
600 Jahre Schützen in Köthen / 25 Jahre Privilegierte Schützengilde zu Cöthen von 1443 e.V.